Natur- und Vogelschutzverein Unterentfelden
Gabriel Bolzhauser hat die Bauetappen auf einem Video von oben festgehalten:
Suhre und Uerke Eine   Messstelle   der   Wasserführung   der   Suhre   liegt   in   Unterentfelden   auf 407m   ü.   M.   Die   Suhre   entwässert   bis   zu   dieser   Stelle   ein   Gebiet   von   197 km 2 . Der langjährige mittlere Abfluss beträgt 2800 Liter pro Sekunde. Der   Kanton   stuft   die   Suhre   als   Bach   ein.   Ihre   Wasserqualität   wird   als   deut- lich   belastet   bezeichnet.   Problematisch   sind   die   Verunreinigungen   durch die   „gereinigten“   Abwässer   der   Kläranlagen,   die   Medikamentenrückstände, Hormone   und   hormonaktive   Stoffe   enthalten. Ihren   heutigen   Verlauf   hat   die   Suhre   durch   die   Melioration   vor   und   wäh- rend   der   Jahre   des   zweiten   Weltkrieges   erhalten.   Durch   die   damals   gewähl- te Bauform   ergab   sich   ein   gleichförmiges,   ökologisch   verarmtes   Bachbett.   1995   führte   der   Kanton   Aargau   zum   Europäischen   Naturschutzjahr   einen Wettbewerb   durch.   Gemeinsam   mit   dem   Suhrer   Naturschutzverein   reich- ten   wir   das   Aufwertungsprojekt   Suhre    ein,   das   dann   auch   prämiert   wur- de.   Seither   wird die Suhre etappenweise renaturiert. In   den   folgenden   Jahren   wurde   das   Bachbett   zuerst   auf   Suhrer   Seite   in mehreren   Etappen   ökologisch   revitalisiert.   Das   erste   Teilstück   in   unserer Gemeinde   wurde   mit   der   Renaturierung   des   Schifflibaches   aufgewertet. Unter    Leitung    der    Abteilung    Landschaft    und    Gewässer    des    Kantonalen Baudepartementes   fuhr   im   Oktober   2001   ein   Bagger   auf   der   oberen   Seite der   Holzbrücke   auf   um   zwei   grössere   Teilstücke   zu   verändern.   Die   wald- ähnliche   Vegetation   wurde   an   diesen   Stellen   entfernt.   Die   steile   Böschung wurde abgeflacht und   das   Bachbett   verbreitert.   So   hat   hier   der   Lebensraum   Wasser   wieder   mehr   Platz   und   Licht   erhalten. Das   Resultat   ist   bemerkenswert.   Mit   wenig   Geld   konnte   eine   Aufwertung unserer   Landschaft   erreicht   werden.   Das   fliessende   Gewässer   kann   in   un- serer Gemeinde seither wieder erlebt werden. Anlässlich   der   alljährlichen   gemeinsamen   Pflegearbeiten   der   beiden   NV- Vereine   Suhr   und   Unterentfelden   in   den   Naturschutzgebieten   rund   um   die Holzbrücke   (NSG   Unteri   Quellmatt,   NSG   Brüelmatte,   NSG   Kirchweg-Weiher Ost   und   West,   NSG   Distelmatte)   wurde   im   März   2015   auf   der   Höhe   der   Ab- zweigung   des   Stadtbachs   ein   Uferstück   der   Suhre   senkrecht   abgetragen. Die   kleine   Steilwand   soll   den   Eisvogel   einladen,   dort   zu   nisten.   Er   ist   ein Höhlenbrüter   und   bevorzugt   lehmige   und   sandige   Erde,   in   die   er   mit   sei- nem   Schnabel   einen   40-80   cm   langen   Tunnel   mit   einer   Nisthöhle   am   Ende gräbt. Wir sind gespannt! Renaturierungsprojekt Suhre des NVV Suhr Das 2012 gestartete 2. Renaturierungsprojekt für eine Aufweitung der Suh- re unmittelbar unterhalb der Holzbrücke Richtung Suhr konnte im Herbst 2014 realisiert werden. Damit war der ökologische Ausgleich für einen Gas- leitungsbau der IBA vorschriftsgemäss umgesetzt. Neben den ökologischen Zielen ging es um die Schaffung eines möglichst flussähnlichen Landschaft und damit auch um  die Steigerung des Erlebnis- und Erholungswertes die- ser Gewässerzone. Die Bauherrschaft lag beim Kanton (Dep. Bau, Verkehr und Umwelt; Abtei- lung Landschaft und Gewässer). Die Vorprojektierung stammte vom Natur- und Vogelschutzverein Suhr. Von den CHF 1’103’000.– Gesamkosten über- nahm der Bund 80%. Der naturemade star-Fonds von ewz und der Kanton finanzierten den Restbetrag. Auf diese Weise kommt das Engagement der ewz-Kundinnen und -Kunden, die Ökostrom kaufen, direkt der Natur zugut. Aufweitung Uerke 2006   wurde   an   der   Gemeindeversammlung   Industrieland   eingezont,   wo heute   das   ISS-Bürogebäude   steht.   Ein   Antrag   von   Martin   Bolliger   für   eine Überlagerung   der   Restfläche   mit   einer   Uferschutzzone   wurde   damals   im Sinne    eines    ökologischen    Ausgleichs    ebenfalls    angenommen.    Aufgrund komplizierter   Zuständigkeiten   seitens   Landverkäufer,   Gemeinde   und   Kan- ton   kam   die   Sache   bereits   zu   Beginn   ins   Stocken.   Auch   ein   Gestaltungs- vorschlag von Martin Bolliger im Jahre 2011 fruchtete leider (noch) nicht. Erst   2014   kam   die   Quellmatten   AG   mit   einem   Angebot   auf   den   Natur-   und Vogelschutzverein   zu.   Sie   wollte   das   Restland   von   gut   2'500   m2   kaufen   und es   dem   NVV   schenken.   Bedingung   war,   dass   eine   ökologische   Aufwertung realisiert   wird,   die   auch   dem   Bürogebäude   gut   ansteht.   Der   NVV   liess   sich nicht   zweimal   bitten   und   begann   mit   den   nötigen   Abklärungen   beim   Kan- ton,   der   Gemeinde   und   der   ENIWA.   Dass   der   NVV   das   Land   nicht   würde behalten   können   war   bald   klar,   denn   eine   Umgestaltung   dieser   Parzelle wäre      kostenintensiv   und   nur   mit   finanzieller   Hilfe   des   Kantons   und   des Bundes   möglich.   Zudem   war   es   ohnehin   Voraussetzung,   dass   der   Kanton auch   der   Eigentümer   sein   müsste.   Nach   längeren   Diskussionen   wurde   klar, dass   das   Projekt   nur   eine   Aufweitung   der   Uerke   mit   Wegverlegung   sein kann.   Gute   Beziehungen   zur   Abteilung   Landschaft   und   Gewässer   liessen das Projekt in der Folge prächtig gedeihen. 4 Erneut   kam   es   zu   Rückschlägen.   Die   Quellmatten   AG   relativierte   plötzlich ihr   ursprüngliches   Schenkungsangebot.   Ein   nächster   Stolperstein,   der   das Projekt   beinahe   zum   Scheitern   brachte,   war   die   Gasleitung   zum   Gewächs- haus   Holliger,   die   im   bestehenden   Weg   verlegt   war.   Erstens   waren   die   ver- anschlagten   Kosten   für   die   Neuverlegung   horrend,   zweitens   hätte   diese erst   in   ungefähr   vier   Jahren   erfolgen   sollen.   Die   ENIWA   hatte   dann   aber   ein Einsehen:   Sie   zog   die   Verlegung   vor   und   übernahm   die   Hauptkosten.   Aber auch   der   Gemeinderat   griff   unterstützend   ein:   Weil   die   Gemeindeversam- mlung   coronabedingt   ausfiel,   wurde   eigens   für   dieses   Projekt   eine   Urnen- abstimmung   durchgeführt   und   dem   Antrag   mit   90%   Ja-Stimmen   stattgege- ben.   Die   Gemeinde   übernahm   ca.   CHF   26'000   der   Gesamtkosten   des   CHF 122'000 Franken teuren Projektes. Mit   Unterstützung   vieler   Beteiligter   fliesst   nun   die   Uerke   kurz   vor   ihrer   Ein- mündung   in   die   Suhre   in   einem   neuen   Bett.   Erwähnt   sei   hier   nochmals   der Verein   selber   als   treibende   Kraft;   ohne   ihn   wäre   dieses   Projekt   wohl   nie zustande   gekommen.   Vor   allem   Stefan   Ballmer   vom   Vorstand   hat   als   Ver- tretung    in    der    Landschaftskommission    einen    grossen    Beitrag    geleistet. Verdankt   seien   auch   die   Sponsoren,   die   Stiftung   UmweltengAGement   (CHF 8'500.–),   der   NVV   Unterentfelden   (CHF   2'000.–)   sowie   der   Biologische   Gar- tenbauverein   (CHF   1'000.–).   Seitens   Gemeinde   war   es   alt   Gemeinderat   Kurt Häfliger,   der   uns   auch   in   den   Verhandlungen   bei   der   ENIWA   begleitet   und den   Rücken   gestärkt   hat.   Aber   auch   der   Kanton,   namentlich   die   Abteilung Landschaft   und   Gewässer,   hat   zur   schlussendlichen   Verwirklichung   einer Idee beigetragen, die 14 Jahre zuvor geboren worden war. Mit   dem   Bau   begonnen   wurde   im   August   2020,   offizielle   Einweihung   war am   24.   Oktober   2020.   Wie   nach   Abschluss   des   Renaturierungsprojekts   der Suhre   lässt   sich   nun   auch   auf   diesem   Abschnitt   der   Uerke   beobachten,   wie die   Natur   von   den   neuen   Möglichkeiten   nach   und   nach   Gebrauch   machen wird.   Mit   dieser   Aufweitung   gewinnt   die   Biodiversität   massiv   an   Wert.   Und die   Bevölkerung   hat   einen   weiteren   Zugang   zu   einem   Fliessgewässer   und damit ein zusätzliches Naherholungsgebiet gewonnen.
Die Suhre vor der 1. Renaturierung
Beginn der Suhre-Renaturierung 2001
Foto: Linus Bolliger
März 2015: Eine Eisvogel-Steilwand entsteht!
Die fertige Eisvogel-Steilwand
Der Projektplan des NVV Suhr von 2012
Nach der Renaturierung 2001
Projektstand im März 2015
Gewässersituation 1940
Gewässersituation bis Herbst 2014
September 2015
November 2015 – neu mit Flusspferd …
Luftaufnahme: Andreas Vontobel, April 2016
Situation bis 2019
Baustart August 2020  >  alle Bilder
Einweihung 24. Oktober 2020  >  alle Bilder
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Am 15. Januar 2021, nach intensivem Regen und anschliessendem Schneefall, haben sich der neue Bachlauf und das alte erhöhte Bachbett der Uerke gefüllt. Da wird das Potenzial der Aufweitung für das Aufnehmen grosser Wasser- massen sichtbar!
Am Tag darauf war der Wasserstand bereits wieder zurückgegangen. Ideal für den Graureiher – er hatte Jagdglück. (Fotos: Gabi Fierz)